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Bildung, Bildung und nichts als Bildung - Einen anderen Weg gibt es nicht... |
Gib den Leuten keine Fische. Bringe ihnen das Angeln bei! Immer wieder rufe ich mir dieses Sprichwort ins Gedächtnis und lege es allen ans Herz, die nach Afrika kommen. Viele glauben fälschlicherweise, über Nacht die Welt verändern zu können. Ich bin mittlerweile seit 24 Jahren hier und kann erst jetzt die Früchte meiner Arbeit sehen: Erfolgreiche, junge Leute, die als Kinder nur draußen auf der Straße gespielt haben. Wir gaben ihnen Bücher, Unterricht und den Mut, etwas daraus zu machen. Und sie hatten Erfolg. Natürlich können auch die Projekte Anderer positive Resultate verzeichnen: In vielen Dörfern Ugandas und Ruandas wurden ebenfalls Kirchen, Schulen, Krankenhäuser und allerlei andere Gebäude errichtet. Trotzdem ist es besonders schön zu sehen, dass die Kinder durch die Möglichkeit auf Bildung eine vielversprechende Zukunft vor sich haben. Aus diesem Grund statte ich am Ende jedes Jahres dem Dörfchen Rushooka in Uganda einen Besuch ab, in dem ich zehn Jahre als Missionar tätig war, bevor ich nach Ruanda kam. Am Jahresende findet hier immer ein Ehemaligentreffen statt. Die Schüler von damals sind mittlerweile in den Dreißigern. Manche bezeichnen mich immer noch als ihren zweiten Vater, und beim alljährlichen Treffen bin ich ein gern gesehener Gast. Ich freue mich stets, dabei zu sein, denn ihr Erfolg gibt mir den Willen, weitere Generationen Bildung zu ermöglichen und sie noch härter lernen zu lassen – denn das ist der einzige Weg aus dem Teufelskreis der Armut. Das Treffen fand kurz vor Silvester statt und es kamen etwa 30 Ehemalige. Viele andere waren leider verhindert, weil sie erfolgreich eine Universität besucht haben und ihr Job es nicht zuließ, so einfach nach Rushooka zu kommen. Über diejenigen, die erschienen sind, war ich dafür umso erfreuter: Alle haben was aus sich gemacht, eine Familie gegründet und sich ein menschenwürdiges Leben aufgebaut. Sie haben etwas erreicht, wovon sie in ihrer Kindheit kaum träumen konnten. Manche von ihnen sind mittlerweile selber Lehrer, andere haben sich sogar selbstständig gemacht. Ich spreche hier über Kinder, die ohne Eltern bei irgendwelchen Verwandten aufgewachsen sind, oder ohne Väter allein von ihren Müttern über die Runden gebracht werden mussten. Alle hatten sie drei Sachen gemeinsam: Armut, Hunger und keine Aussicht auf Besserung. Als ich zum ersten Mal vor Ort gesehen habe, wie viele solcher Fälle es gibt, beschloss ich, diesen Kindern während meiner Missionarsarbeit eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Heute sehe ich: Eine gute Entscheidung! Zugegeben – manche gestehen mir, dass ich oft ziemlich anstrengend war mit meinem Drill zum Lernen, und dass manche versucht haben, mir aus dem Weg zu gehen – der unangenehme Weiße, der uns lernen lässt, während die anderen sorglos draußen spielen. Aber irgendwo tief in Ihnen müssen sie gewusst haben, dass ohne harte Arbeit und eisernen Willen nichts aus ihrem Leben wird. Deshalb haben sie nicht aufgegeben. Natürlich habe ich mich hier und da einiger Tricks bedient – gute Arbeit, selbst im kleinsten Maße, wurde stets belohnt. Auch Kleinigkeiten waren da eine gute Motivationshilfe. Wenn aber jemand nichts verdient hat, dann gab es auch nichts. Kleidung, Stifte, Bücher oder Süßes gab es nur bei guten Noten oder außergewöhnlichen Leistungen. So haben sie gelernt, dass nichts vom Himmel fällt, denn harte Arbeit ist der Schlüssel zum Erfolg. Und diejenigen die leer ausgingen, waren umso fleißiger, um auch endlich in den Genuss einer Belohnung zu kommen. Heute, in Ruanda, wirkt der Trick immer noch. 370 junge Leute gehen hier zur Schule – und es klappt bei jedem! In der ersten Generation meiner ehemaligen Schulkinder, die heute ein erfolgreiches Leben führen, war Joseline. Joseline ist mittlerweile über 30 und für mich so etwas wie eine Tochter. Sie war von allen die größte Kämpferin. Als sie die vierte Klasse besuchte, verlor sie Mutter und Vater. Ihre Verwandten wollten ihr alles wegnehmen, was sie und ihre Geschwister noch besaßen. Doch sie hat gefightet, wie sie nur konnte. Sie hatte nicht einmal genug Geld, um sich die Schule zu leisten, also kam sie quasi illegal in den Unterricht – damit ihre Freundinnen sie nicht überholten. Als ich zum ersten Mal von ihr hörte, war mein Interesse sofort geweckt. Joseline hat schließlich nach der weiterführenden Schule auch ein Studium abgeschlossen, alles mit herausragenden Noten. Als ich zum ersten Mal mit ihr Tischtennis gespielt habe, muss das wohl eine Leidenschaft in ihr geweckt haben. Sie gewann die nationale Meisterschaft Ugandas und durfte ihr Heimatland sogar bei den World University Games in Bangkok vertreten. Heute ist sie eine erfolgreiche junge Frau und lebt mit ihrem Mann, einem Musiker, und den drei gemeinsamen Kindern in Prag. Mit einem großen Lächeln im Gesicht kam ich schließlich vom Ehemaligentreffen zurück nach Ruanda, wo ich meine Missionarsarbeit im Dörfchen Kivumu fortführe – wieder einmal bestärkt im Glauben, dass Bildung der einzige Weg aus Hunger und Elend ist. Übersetzt von Ivo Ligeti Foto Galerie |