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Unserer Mercedes-Benz GD290 – das EIN Auto mit einer Geschichte hinter sich |
Dies ist eine wunderschöne Geschichte über ein Verkehrsmittel mit einer realen Vergangenheit. Wenn dieser robuster, gut gebauter und beliebter Mercedes Benz GD290 sprechen könnte, würde das eine Geschichte sein, welche man immer wieder nacherzählen würde. Mal sehen, ob ich sie glaubwürdig wiedergeben kann. Wie sich manche von euch vielleicht erinnern, gab es 1994 in Ruanda, einem kleinen Land im Herzen Afrikas, einen furchtbaren Genozid. Seit April 7 bis Ende Juli wurden die Angehörigen des Stammes der Tutsi, sowie viele sympathisierende aus dem Stamm der Hutus angegriffen und mit Stöcken, Macheten und Hacken getötet. In der Mitte dieser Gewalt und dieses Terrors war ein Priester der kroatischen Römisch-katholischen Kirche, Vjeko Ćurić, der damals in Ruanda lebte. Der Mann kannte keine Angst und blieb in Ruanda, entschlossen so vielen Menschen wie möglich zu helfen, dieses Massaker zu überleben. Fra Vjeko kam nach Ruanda viele Jahre zuvor- 1983, als junger Mann, der erst 26 Jahre alt war. Er eröffnete ein Franziskanerkloster im Dorf Kivumu, in einer Provinz, die damals als Gitarama bekannt war. Als Franziskaner hat fra Vjeko sein ganzes Leben den Bedürfnissen der Ärmsten gewidmet. Alle, die ihn kannten, liebten ihn sehr. Er erlernte die Lokalsprache Kinyarwanda perfekt, arbeitete fleißig und lebte mit den Menschen der Gemeinschaft. Als der Krieg ausbrach, sammelten sich Viele in Camps, wo sie hofften, sicher zu sein. Die Bedingungen waren miserabel, aber sie durften die Camps nicht verlassen; auch nicht, um Essen zu holen, weil sie so den sicheren Tod riskieren würden. Fra Vjeko tat alles, um diesen Menschen zu helfen. Er fing damit an, in den Nachbarstaat Burundu zu gehen und von dort Bohnen, Posho (weißes Maismehl), Reis und Maniok für die Menschen in den Camps zu bringen. Viele Standorte wurden zu Zufluchtsorten für das Stamm der Tutsi, dessen Mitglieder gezielt getötet werden sollten. In der Südprovinz Ruandas haben Städte wie Butare und Gikongora Camps gehabt. In den Camps von Ruhango und Kabgayi konnten jeweils 40 000 Menschen Zuflucht suchen. Fra Vjeko versuchte, ihnen allen zu helfen, indem er ihnen Essen brachte. Wann immer er konnte, versteckte er auch Menschen in seinem Fahrzeug und brachte sie aus dem Land in die Freiheit. Das schaffte er indem er bluffte und andere bestechte – er tat alles, um sie zu retten. Fra Vjeko war im ständigen Kontakt mit der Organisation Catholic Relief Services in Burundi. Als sie sahen, was er in Ruanda machte, haben sie ihm ein Mercedes-Benz GD290 geschenkt. Vorausgesetzt, dass er Mitglieder der Organisation nach Ruanda bringt, so dass sie aus erster Hand die Grausamkeiten dort sehen können. Er sagte zu und so kam der Mercedes-Benz nach Ruanda. Der Geländewagen war mit einer großen Antenne, die mit einem Satellitentelefon verbunden ist, ausgestattet, was fra Vjeko die Kommunikation mit der Außenwelt ermöglichte. Im späten Juli nutzte fra Vjeko den Mercedes, um den Kardinal Roger Etchegaray, den Präsidenten des Päpstlichen Rates „Iustitia et Pax“, quer durch Ruanda zu fahren. Der Kardinal wurde vom Papst Johannes Paul II. geschickt, um mit den zwei Seiten zu reden und versuchen Frieden zu bringen, so dass das schreckliche Massaker zu Ende geht. Aber alles nur vergebens. Leider wurden hunderte tausende Mitglieder des Stammes der Tutsi und Hutus bis Ende des Genozides getötet. Während und nach dem Genozid war fra Vjekos Leben unzählige Male gefährdet. Deshalb hat ihm ein Freund aus Deutschland auch eine kugelsichere Weste geschenkt. Der Wiederaufbau des verwüsteten Landes war ein riesiger Job. Fra Vjeko versuchte, so vielen wie möglich zu helfen, unabhängig davon, welchem Stamm sie gehörten. Er tat alles, um den Menschen, die so gelitten haben, Normalität zu ermöglichen. Um so lange Strecken überwinden zu können, musste der Mercedes immer in gutem Fahrzustand gehalten werden. Deshalb bat er einen anderen Mönch, fra Ivica Perić (ein bosnischer Kroate), der damals in Uganda arbeitete, den Mercedes regelmäßig nach Kampala zu fahren. Dort gab es eine Garage, in der man das Fahrzeug reparieren konnte. Fra Vjeko hat zweifellos das Grausamste davon gesehen, was in Ruanda geschah. Jedoch blieb er und versuchte, das Land wiederaufzubauen. Er träumte von einer Schule, in der junge Menschen eine Ausbildung machen könnten und sich so eine bessere Zukunft sichern könnten. Leider wurde er im Alter von 41 Jahren, bevor er die Schule bauen konnte, ermordet. Das geschah in demselben Wagen, mit dem er so viele Leben gerettet hatte. Am 31. Januar 1998 war er im Auto in Kigali mit zwei Menschen, die er kannte (deshalb trug er auch seine kugelsichere Weste nicht). Scheinbar hielt ihn einer der zwei fest und der andere schoss sogar 8 Schüsse in fra Vjeko. Das alles geschah vor der Kirche zur Heiligen Familie. Das Fahrzeug rollte in einen nahgelegenen Graben und die Männer rannten weg. Sein Körper wurde unter einer Marmorplatte in der Kirche, die er in Kivumu erbaute, begraben. Das war sein Wunsch – Ruanda nicht zu verlassen. Was ist mit dem Auto passiert? Sofort nach fra Vjekos Tod wurde er von der Diözese übernommen. Leider wurde es von schlechten Fahrern gefahren und im schlechten Zustand gehalten. Bald funktionierte es nicht mehr und mindestens drei Jahre lang stand es zwecklos. Welch ein Unglück für ein Fahrzeug mit solch einer edlen Geschichte hinter sich! 2003 wurde fra Ivica aus Uganda nach Ruanda geschickt, um mit fra Vjekos Arbeit weiterzumachen. Fra Ivica leitet heute das Pater-Vjeko-Zentrum, eine sehr große und erfolgreiche Schule in Kivumu, die nach dem Mann, der so viel für die Bewohner Ruandas gemacht hatte, benannt wurde. Als fra Ivica in Ruanda angekommen war, wusste er, wo sich das Fahrzeug befindet. Nach langen Verhandlungen ist es ihm gelungen, den Mercedes für 3,000,000 RWF (Ruanda-Franc) – damals war das ungefähr 5,000 Dollars- von der Diözese abzukaufen. Damit das Fahrzeug wieder laufen kann, rief fra Ivica einen Automechaniker aus Uganda, der mit einem lokalen Mechaniker aus Ruanda (der sich heute noch um den Mercedes kümmert) zusammenarbeiten sollte. Der Mercedes überhitzte sich ständig. Sie dachten, dass man den Motor wechseln muss. Deshalb wurde ein Neuer aus Deutschland nach Ruanda geschickt. Nach der Installierung war das Problem aber immer noch da. Sie stellten fest, dass die Leitungen einfach nicht gut verbunden waren. Für die Reparatur gaben sie nur 6 Dollars aus! Zurzeit ist der alte Motor immer noch in einem Gebäude des Monasteriums in Kivumu, im Falle, dass er jemals gebraucht wird. Wie die Jahre vergehen, war der Mercedes-Benz GD290 sehr nützlich. Emmanuel (der selbst erlernte Automechaniker aus der Nachbarstadt Gitarama, der jetzt unter dem Namen Muhang bekannt ist) sorgt sehr gut um ihn. Die Siegel an den Türen und Fernstern sind schon seit langer Zeit bröckelig und kaputt und ein Teil des Rahmens rund um ein Rad ist verloren gegangen. Die Lichter und Rückspiegel wurden schon unzählige Male geändert. Dennoch fährt der Mercedes einwandfrei. Jetzt trägt er auch zwei Zeichen der Calgary Stampeders – weiße Pferde – an den hinteren Türen. Seit der Motor 2012 gewechselt wurde, überquerte der Mercedes sogar 100,000 Kilometer. Immer noch macht er regelmäßige Ausflüge nach Uganda, Burundi, Kongo und, wenn nötig, quer über ganz Ruanda. Dieser Mercedes-Benz verbraucht 10 Liter Treibstoff pro 100 Kilometer und alle 3,000 Kilometer muss der Luftfilter wegen des Staubes in Afrika gesäubert werden. Sehr oft muss man auch das Öl und den Kraftstofffilter ändern. Was für ein Fahrzeug und was für eine Geschichte! Übrigens kann man immer noch die zwei Löcher, die die Gewehrkugeln gemacht haben, in der Fahrertür sehen. Das bringt uns dazu, an den tragischen Tod eines edlen Mannes, fra Vjeko Ćurić zu denken, der, ironischerweise, dasselbe Fahrzeug zur Rettung anderer Menschen genutzt hatte. Übersetzt von Martina Pucelj |