- Home
- Neuigkeiten
- Pater Vjeko Zentrum
- Geschichte der Schule
- Das Schulpersonal
- Die besten Schüler 2008
- Die besten Schüler 2009
- Die besten Schüler 2010
- Die besten Schüler 2011
- Die besten Schüler 2012
- Die besten Schüler 2013
- Die besten Schüler 2014
- Die Pfarrgemeinde Kivumu
- Geographie Ruandas
- Biographie von Pater Vjeko
- Der Franziskaner in Ruanda
- Spenden
- Kontakt
- Site Map
Du möchtest Volontär werden? Du möchtet die Welt retten? |
Ich bin vor fünfzehn Jahren das erste Mal nach Afrika gekommen. Im Jahr 1979 habe ich auf der Hochschule für Mode in London studiert und dabei das Glück gehabt eine wundervolle Frau kennenzulernen, eine lebende Legende ihrer Zeit, eine sehr ungewöhnliche Nonne, die viele, viele Jahre in Uganda gelebt hat. Ich sagte immer sie sei eher eine Nonne, die arbeitet als eine, die betet. Mary und ich wurden Freundinnen fürs Leben und diese Freundschaft dauert schon mehr als dreiβig Jahre. Einige Jahre nach dem wir unser Studium beendet hatten und Mary nach Uganda zurück gekehrt war, hat sie mich in Kanada angerufen, um mich zu fragen, ob ich dazu bereit wäre ihr bei einem Projekt zu helfen. Es ging nämlich darum, in dem kleinen Dorf Nyamitanga in der Nähe der Stadt Mbarare im Südwesten Ugandas eine Nähschule zu eröffnen. Natürlich sagte ich:« Ja!« So hat alles angefangen. Afrika hat mich schon bei meinem ersten Besuch dort vollkommen in seinen Bann gezogen. Ich glaube, dass man Afrika entweder liebt oder hasst, gleichgültig bleibt niemand. Ich hatte geplant drei Monate dort zu verbringen, um dabei zu helfen das Schulprogramm und den Unterrichtsplan zu entwickeln. Ich blieb vier einhalb Monate. In den letzten fünfzehn Jahren bin ich immer wieder nach Afrika zurück gekehrt, zu erst nach Uganda und nun auch nach Ruanda, immer dann, wenn ich die Zeit und das Geld aufbringen konnte. Ich habe bislang ein zweijähriges Schulprogramm für beide Länder fertiggestellt und nun verbringe ich meine Zeit damit die Lehrer, die nach meinem Schulprogramm arbeiten, weiter auszubilden. Mein erster Besuch 1996 war gezeichnet von Aufregung, Verwunderung, wenig Verständnis, aber auch groβen Glücksgefühlen. Ich kam nach Hause zurück mit dem Gefühl, dass ich wirklich etwas geschafft habe... Ich habe dabei geholfen in Afrika eine Nähschule zu eröffnen! Wow! Da habe ich mich gefragt, ob es Altruismus als solches wirklich gibt? Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht an die absolute Selbstlosigkeit. Ich könnte jetzt in die Philosophie entgleiten, aber stattdessen werde ich nur kurz etwas erklären: Was passiert, wenn ich aus Großzügigkeit, Mitleid oder Nächstenliebe etwas tue? Ich fühle mich gut, nicht wahr? Je mehr Gutes ich tue, desto besser fühle ich mich. Da kommen wir auch schon zu dem Schlüsselwort „ich“... „Ich“ fühle mich gut. „Ich“ bin glücklich, weil ich so geboren bin, weil ich erfolgreich bin, weil ich es mir leisten kann groβzügig zu sein. Ich bin zufrieden... Ich denke, du verstehst was ich meine. Also...sollte nicht eigentlich ich diejenige sein, die dankbar ist? Du möchtest ein Volontär sein? Ok, aber warum möchtest du es?... Denke nach...denke wirklich darüber nach und sei ehrlich zu dir selbst und vielleicht begreifst du, dass du einfach das Bedürfnis hast gebraucht zu werden. Dann sollte man sich fragen, worin man besonders gut ist? Da habe ich eine Überraschung für dich...du musst kein Experte sein! Ein Experte zu sein ist nicht unbedingt eine Stärke hier. Denn gerade die, die von sich selbst behaupten welche zu sein, sind wegen ihres groβen Wissens nicht mehr in der Lage von anderen zu lernen, weil sie nur gekommen sind um zu lehren und das ist schade. Es gibt hier so viel zu lernen. Es ist immer wieder komisch, wenn ich im Flugzeug neben einem solchen Experten sitze. Einer der nach Afrika fliegt um die Einheimischen über Aids aufzuklären, sie zu »retten« ... sie zu belehren mit dem Wissen, dass er aus Büchern hat, während für diese Menschen hier dies schon lange das wahre Leben ist. Zurück zu der freiwilligen Arbeit...Die gute Sache am Geben ist, dass man es immer zurück bekommt... Ich kann dir nicht beschreiben, wie oft ich schon von der Groβzügigkeit der Menschen, die so wenig haben, beindruckt wurde. Aus Erfahrung habe ich gelernt, dass die Menschen, die das Wenigste besitzen, das meiste bereit sind zu geben. Am meisten schätze ich das, was ich von Menschen, die ums Überleben kämpfen, bekommen habe, sei es materialistisch oder emotional. Ich bin beschämt, wenn ich auf die treffe, die im Krieg alles verloren haben und immer noch die Stärke und Kraft besitzen mir ein Lächeln, Güte und etwas Geduld zu schenken. Oft denke ich darüber nach, was für ein Glück ich hatte... Ich habe weder etwas dazu beigetragen, noch habe ich das Recht auf so ein gutes Leben verdient. Ich hatte nur das Glück in einer liebenden Familie aufzuwachsen, in einem so schönen Land wie Kanada. Es war einfach nur Glück. Ich erinnere mich nicht mehr, ob ich mich bewusst dazu entschlossen habe, eine Volontärin zu werden. Man hat mich eingeladen zu kommen und zu helfen. Für mich war es eine aufregende einmalige Erfahrung... und das wars auch schon... so jedenfalls habe ich damals gedacht! Als ich zum ersten Mal den Boden Afrikas betrat, ist mir Vieles aufgefallen, dass ganz anders war, als ich es bislang kannte. Doch je öfter ich nach Afrika gereist bin, desto mehr Ähnlichkeiten sind mir aufgefallen. Ich habe gemerkt, dass die Menschen auf der ganzen Welt gleich sind. Sie wollen das Gleiche, haben dieselben Gedanken, Sehnsüchte und Ansprüche. Sie verzweifeln aus denselben Gründen, nur in verschiedenen Sprachen. Nach nun schon fast sechszehn Jahren freiwilliger Arbeit in Afrika sehe ich mich nicht als einen Experten an, jedoch habe ich einige Insider-Tipps auf Lager. Hier kommen ein paar! Du solltest wissen, dass die Afrikaner während der Kolonialisierung ein gewisses Bild über die Weissen vermittelt bekommen haben und zwar, dass sie reich, klug und schön sind. Oft ist aber nichts davon der Fall. Ich habe viele Volontäre kennengelernt, die auch selbst angefangen haben daran zu glauben und sich dementsprechend benahmen... Pass auf , dass dir das nicht auch passiert. Guck öfter in den Spiegel und du wirst sehen, dass du immer noch gleich aussiehst. Wie einer meiner Brüder sagen würde: »Du bist nicht über Nacht schöner geworden.« Wenn du nach Uganda oder Ruanda kommst, wirst du höchstwahrscheinlich zuerst das Wort „Mzungu“ hören. Am Anfang wird es dir schmeicheln, wenn die kleinen Kinder mit ihren Fingern auf dich zeigen und dir „Mzungu, Mzungu“ zurufen. Da wirst du noch den neu gewonnenen Promistatus genieβen, sie anlächeln und ihnen zuwinken. Doch warte...nach ein paar Monaten, wirst du dich fragen, warum sie dich andauernd nur als weiβen Menschen sehen und nicht als eine Person, die auch einen Namen hat. Ich weiβ nicht warum sie es tun, aber ich habe gemerkt, dass wir uns viel besser verstehen, wenn wir uns einer Gruppe mit Namen vorstellen und sie auch nach ihren Namen fragen... ein Anfang muss ja gemacht werden. Noch ein Tipp, lass deine vorbereiteten Pläne zu Hause... denn aller Wahrscheinlichkeit nach wirst du nicht annähernd das schaffen, was du dir vorgenommen hast! Sei flexibel und vor allem behalte deinen Humor. Denn ich garantiere dir, falls du hier mit einer gut organisierten Arbeitsmappe auftauchst, mit ambitiös aufgesetzten Zielen, wirst du nicht weit kommen. Am Ende deines Aufenthaltes wirst du die so schön vorbereiteten Arbeitspapiere frustriert in den Papierkorb werfen. Falls du planst viele Kopien zu machen, würde ich dir raten es auf ein Minimum zu begrenzen. Das Papier ist nämlich sehr teuer und die Kopierer... hm... die gibt es auch nicht an jeder Ecke. Internet? Im Kloster, der Schule und im Gasthaus gibt es sogar WLAN, es ist allerdings immernoch ziemlich langsam. Telefon? Absolut! Das funktioniert hier wirklich gut – ich wage sogar zu behaupten, dass das System der mobilen Kommunikation in Ruanda und Uganda besser ist als das in Kanada. Du holst dir einfach aus dem Kiosk für umgerechnet weniger als zwei Dollar (bedenke dies entspricht zwei durchschnittlichen Tageslöhnen in Ruanda) eine SIM-Karte, mit der du zwanzig Minuten im selben Netz telefonieren kannst. Fernsehen? Falls du abhängig von deiner Lieblingssendung bist, wirst du wahrscheinlich schon nach einer Woche die Krise bekommen. Auβer CNN, Al Jazzeera und BBC können hier nur noch wenige andere Kanäle empfangen werden. Doch wer braucht schon ein Fernseher, wenn man von so vielen interessanten Sachen umgeben ist. Wäschewaschen? Ich rate dir nicht unbedingt dein bestes weiβes Hemd mitzubringen, denn es wird schon nach einer Woche einen leicht gelben Farbton bekommen... das liegt an den verrosteten Leitungen. Wenn du deine Wäsche aufhängst ( erwarte hier keine Trockner), hänge die einzelnen Kleidungsstücke immer falsch herum. Denn die Farbe verblasst durch die Sonne! Jeder hat seine eigenen Angewohnheiten. Ich zum Beispiel bevorzuge jeden Morgen etwas von meiner Kleidung zu waschen. Ich mag es nicht den ganzen Samstag damit zu verbringen einen groβen Stapel von Kleidungsstücken zu waschen, um dann festzustellen, dass es regnen wird und ich meine Wäsche nicht trocknen kann. Ich rate dir jeden Morgen vor dem Duschen Wasser für die Wäsche, die du den Tag zuvor getragen hast zu sammeln. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass das Wasser hier sehr kostbar ist und man es nicht leichtsinnig verschwenden darf. Falls in Ruanda gerade Regenzeit ist, wasche ich meine Wäsche immer morgens und warte dann auf die wenigen Sonnenstunden um sie aufzuhängen. Nicht zu vergessen, eure Unterwäsche solltet ihr immer im Zimmer trocknen, denn in der Gemeinde gilt es als unhöflich diese öffentlich zu zeigen... Geschenke? OK, es ist schön sich wie der Weihnachtsmann zu fühlen und die Geschenke an die kleinen ausgestreckten Hände zu verteilen... aber wenn man besser darüber nachdenkt... Wie fühlen sich wohl die Kinder, die mit leeren Händen zurück bleiben? Glaub mir, ich habe das gemacht und es war keine gute Idee. In dem Momement, in dem du deine Tasche mit liebevoll ausgesuchten Geschenken aufmachst, tauchen plötzlich hunderte, aber wirklich hunderte Kinder wie aus dem Nichts auf. Und du wirst mit Sicherheit nicht genug für alle haben. Also tue ihnen und dir selbst einen Gefallen und mache es nicht. Es ist besser du bringst etwas mit das viele benutzen können, wie zum Beispiel: Bücher für die Bibliothek, Filme, die sie sich immer wieder ansehen können, oder auch CDs mit Musik. Und da ist noch etwas, falls du deine Geschenke verteilst, werden die Menschen dies von jedem anderen Weiβen, der nach dir kommt auch erwarten... vor allem aber erschwert es die Arbeit der Menschen, die hier leben und arbeiten und mit ihrem Beispiel zeigen wollen, dass man sich alles was man bekommt auch verdienen muss. Das gilt vor allem fürs Geld. Bon ton? Während deines Aufenthaltes im Kloster in Kivumu solltest du einige Regeln beachten. Eine davon ist es sich konservativ zu kleiden – und das nicht nur aus Respekt vor den Priestern, sondern auch der Gemeinde. Falls du das Glück hast im Kloster untergebracht zu sein ist es sehr wichtig immer pünktlich zu den Mahlzeiten zu kommen. Für die Gäste ist die Küche ein Tabu, dies ist das Revier vom Koch und niemand darf einfach so rein und raus gehen. Es folgen noch einige Ratschläge, Sachen die du in Ruanda brauchen könntest: Klamotten und Schuhe:
Andere Sachen:
Licht und Strom:
Bettwäsche, Handtücher, Mückennetz usw:
Essen:
Das wars... das sind meine Tipps. Wenn sie dir behilflich seien können freut es mich. Doch der beste Ratschlag, den ich jedem zukünftigem Volontär geben kann, ist der, dass man verstehen muss, dass man niemenden dadurch rettet auβer vielleicht sich selbst. Wenn du nach Afrika kommst, mach die Augen auf und noch wichtiger hör gut zu – schlieβlich haben wir nicht umsonst zwei Ohren und zwei Augen und nur einen Mund. Das, was du hier lernst, wird dich für immer begleiten. Es gibt vieles, dass man von Menschen lernen kann, die solch eine Tragödie erlebt haben. Sie haben überlebt und, obwohl ihre Zukunft ungewiss ist, haben sie die Hoffnung nicht aufgegeben. Die Armut , Ungleichheit und Ungerechigkeit, die man in Afrika sieht, bricht einem das Herz. Dennoch gibt es hier auch viele schöne Sachen zu entdecken. Immer wenn ich nach Hause komme, fragen mich alle was ich über Afrika denke. Und ich antworte: »Wenn du es erst einmal verstehst, wirst du es für immer wissen.«...Was heiβen soll: »Wenn du Afrika in all ihrem Glanz, aber auch durch die vielenTragödien kennenlernst und verstehst, bleibt es für immer in deinem Herzen.« Du möchtest Volontär werden? Tue es! Sei dir aber bewusst, dass du nur ein winziger Fleck Menschlichkeit auf dem groβen, geheimnisvollen Kontinent bist. Übersetzt von Bojana Mutnović Foto Galerie |