- Home
- Neuigkeiten
- Pater Vjeko Zentrum
- Geschichte der Schule
- Das Schulpersonal
- Die besten Schüler 2008
- Die besten Schüler 2009
- Die besten Schüler 2010
- Die besten Schüler 2011
- Die besten Schüler 2012
- Die besten Schüler 2013
- Die besten Schüler 2014
- Die Pfarrgemeinde Kivumu
- Geographie Ruandas
- Biographie von Pater Vjeko
- Der Franziskaner in Ruanda
- Spenden
- Kontakt
- Site Map
Meine Erfahrung in Kivumu, Ruanda |
Indem ich mein Leben betrachte, kann ich sehen, dass mich alles, was ich bis zum heutigen Tag getan habe, zu dieser Aufgabe geführt hat, an der ich jetzt in Afrika beschäftigt bin. Ich komme aus Kanada. Im Jahre 1979 lebte ich für eine Weile in Deutschland. Damals habe ich mich entschlossen an einem Modekurs der „Londoner Modeschule“ in London teilzunehmen. Zu dieser Zeit hatte ich nicht einmal die leiseste Vorahnung, dass ich eines Tages mein Wissen und meine Kunstfertigkeit benutzen werde, um Nähschulen in Afrika zu organisieren. Alles begann mit dem Kennenlernen der Irin Mary Moran, die ebenfalls an diesem Kurs teilnahm. Eine Nonne, die die meiste Zeit ihres Lebens in Uganda verbrachte. Nach dem Kurs blieben wir weiterhin in Kontakt. Später im Jahre 1995 bat mich Mary ihr dabei zu helfen, ihre eigene Schneiderschule in ihrem Projekt des Heiligen Franz zu eröffnen in Nyamitanzi, Mbarara, Uganda. Wir trafen uns in England und haben die nötigen Werkzeuge, Maschinen, Bücher und andere Requisiten besorgt. Schließlich überzeugte sie mich davon, mit nach Uganda zu kommen. So geschah es dann auch. Im Frühling des Jahres 1996 bin ich das erste Mal nach Uganda gereist. Vom ersten Augenblick, als ich afrikanischen Boden betrat, war ich „gefangen“. Während der letzten zehn Jahre bin ich so oft nach Afrika gereist, dass ich, sobald ich das Geld zusammen hatte, mir sofort ein Flugticket kaufte. In der Zeit, als ich im Projekt des Heiligen Franz tätig war, lehrte ich Design und Schneiderfertigkeiten und später konzipierte ich auch Programme für Lehrer. Heute haben wir eine bestimmte Anzahl von Schülerinnen und Schüler aus der allerersten Generation, die nun sehr gute Lehrer im Zentrum sind. Ich helfe ihnen mit den neuen Unterrichtsmethoden, Materialien, Büchern und Requisiten für das Nähen. Mein erster Besuch in Ruanda war im Jahre 1998, einen Monat nach dem Tod von Pater Vjeko Curic. Als er ermordet war, war ich noch in Uganda. Pater Ivica Peric lud mich ein, ein paar Tage in Ruanda zu verbringen. Aufgrund meiner sehr starken Neugier das Land zu besichtigen, dass an der Tragödie der Massaker und des Krieges gelitten hatte, habe ich die Einladung angenommen. Ich erinnere mich noch sehr gut an mein Gefühl der Unsicherheit, als ich das erste Mal dort ankam. Damals galt noch das „Gesetz“, dass niemand draußen auf den Straßen sein darf, wenn es dunkel wird. Ich war sehr nervös und hatte sehr viel Angst. Ich erinnere mich eines Abends in Kivumu, als man darüber sprach, was in der Zeit des Krieges passierte. Ich sehe immer noch die ernsten und nicht-lächelnden Gesichter neben dem Weg, wo wir entlanggefahren sind, in meinen Gedanken ... das Volk guckte uns viel zu ernst ohne irgendeinen Gesichtsausdruck an ... gefühllos und suspekt ... ohne einen Hauch von Ausdruck in deren Gesichtern. Jetzt, immer wenn ich nach Kivumu nach diesem ersten Besuch komme, sehe ich ein vollkommen anderes Bild. Man kann die Neugier an den Gesichtern der jungen Leute und das „wohlgesinnte“ Willkommen der Schüler im „Pater Vjeko“ Zentrum sehen. Im Jahre 2003 kommt Pater Ivica nach Ruanda und übernimmt die Verantwortung für die Schule. Von ihm bekam ich die Einladung, das Programm der Nähabteilung zu verbessern, die ich sehr gerne angenommen habe. Mein Plan war es, den Lehrern beizubringen das zu tun, was ich tue. Nachdem ich mehrmals nach Ruanda zu Besuch gekommen war, fiel mir auf, dass selbst die Lehrer keine sehr große Bildung vorweisen konnten. Sie sind „gut“ als Lehrer, wollen anderen helfen, obwohl sie selbst eigentlich eine schwache Bildung haben. Eine von diesen Lehrern ist die Uganderin Aminah, die sehr viel für den Erfolg der Schule beigetragen hat. Sie verfügt über einen größeren Scharfsinn für eine Person in ihrem Alter als man im ersten Moment vermuten würde ( so wie im Übrigen auch die meisten Afrikaner ). Mit sehr viel Enthusiasmus und Verantwortungsbewusstsein hat sie bewiesen, dass sie anderen helfen möchte und dazu bereit ist, etwas Neues zu lernen. Josip, ein männlicher Schneider, ist ebenso verantwortungsbewusst. Josip geht mithilfe von Krücken. Die Tatsache, dass er körperlich behindert ist, nimmt ihm nicht seine Fähigkeit etwas Neues zu lernen, ganz im Gegenteil, ich glaube daran, dass ihn das noch verantwortungsvoller und besser gemacht hat. Ein weiterer Beweis dafür, was behinderte Menschen leisten können, wenn sie ihm Leben etwas erreichen wollen. Die beiden anderen Lehrer in der Schneiderabteilung sind genauso verantwortungsbewusst, immerzu ihr Wissen erweitern wollend möchten sie den Schülerinnen und Schülern unterstützen so gut es nur geht. Das Programm, nach dem wir arbeiten, setzt den Hauptakzent auf die Qualität der Arbeit bei den Schülerinnen und Schülern. Sie erhalten die notwendigen Informationen über die Qualität und andere Gebrauchsgegenstände, indem sie nähen, sodass sie eines Tages für die Zukunft gewappnet sind, um sich und ihre Familien unterstützen zu können. Nach dem Bestehen dieses Kurses sind sie in der Lage sowohl in Dörfern zu arbeiten, in denen es keinen Strom gibt, als auch in großen Fabriken mit industriellen Nähmaschinen. Wir planen schon seit einiger Zeit den Schülerinnen und Schülern der Näh-, Tischler- und Maurerabteilung, die im zweiten Ausbildungsjahr, den letzten drei Monaten sind, die Grundvoraussetzungen für das Leiten von kleinen Gewerben bzw. Betrieben beizubringen. Dank ihrer Französisch- und Mathematikkentnisse, etwas von ihrem Können am Computer, wird es ihnen möglich sein, ihren eigenständigen, kleineren Betrieb in Gang zu setzten. Es war ein überaus langer Weg bis hierhin. Ich bin über die Arbeit, die in der Schule geleistet wird, sehr angenehm überrascht. Wenn ich einen Klassensaal betrete, dann höre ich nur das „Summen“ der Maschinen. Die Schülerinnen und Schüler sind mit sehr verschiedenen Aktivitäten beschäftigt. Die Unterrichtssäle der Schneiderabteilung sind am besten ausgestattet, die ich bis jetzt gesehen habe. Die Schülerinnen und Schüler sind sehr froh, dass sie eine solche Ausstattung zur Verfügung haben und die Möglichkeit erhalten haben, unter solchen Bedingungen lernen zu können. Sie haben die Chance von den einfachsten bis hin zu den besten Maschinen zu lernen. Dank der Hilfe der Schüler ist es mir gelungen ein „afrikanisches Modell“ herzustellen, was beim zuschneiden am nützlichsten für die Präsentation erscheint. Meine Mutter brachte mir bei, wie man das macht. Zuerst habe ich Kleber kochen lassen, mehrere Papiere auf den Körper des Mädchens verteilt und darüber den gekochten Kleber getan. Nachdem das alles nach einer kurzen Zeit trocknete, schnitt ich es unter der Aschselhöhle ab und zog es schließlich vom Körper ab. Danach gab es sehr viel zu tun. Es musste noch mehr Papier und Kleber hinzugefügt werden, damit die erwünschte Konsistenz entsteht. Zum Schluss gab ich noch das Material für die Schlussform. Um das alles zu schaffen, habe ich mehre Tage gebraucht, aber im Endeffekt hat es sich gelohnt. Die Tischlerabteilung ist auch ganz gut mit Maschinen und Werkzeugen versorgt. Die Schülerinnen und Schüler können ihr Handwerk mithilfe von Maschinen und Werkzeugen erlernen. Seitdem es hier auch einen Generator gibt, können die Schüler auch elektrische Maschinen benutzen. Der Großteil des Lernens wird mit üblichem Handwerkzeug gehandhabt, aufgrund der jeweiligen Situation, in der sie sich nach ihrem Abschluss befinden werden. Viele werden nicht die Chance haben elektrische Maschinen nutzen zu können, deshalb liegt unser Akzent mehr auf den Handwerzeugen. Ebenso habe ich, genau wie in der Schneiderabteilung auch, viel in dieser Abteilung mitgeholfen. Ich stand ihnen bei vielen Aktivitäten zu Seite. Dem Entwerfen des Programmes, wie man gerade Linien mithilfe von Seilen, Lasern und Wasserwägen usw. herstellt. Ich glaube, dass die Schüler ziemlich erstaunt waren, dass auch eine Frau einen solchen Job erledigen kann. Eines der Probleme, die wir in der Schule haben, ist die Maschinen immer in Funktion zu halten. Wir müssen immer irgendwelche Reserveteile haben und brauchen stets eine kompetente Person, falls etwas kaputt gehen sollte. Ein einigermaßen gut funktionierendes Inventar zu haben ist ebenso eine Herausforderung. Darum haben wir immer genügend Reserveteile, weil unsere Maschinen von außen her gebunden sind, so auch die Bestandteile. Die Schule ist ein wahres Bienennest. Wenn ich in Kivumu bin, dann besetze ich üblicherweise das Büro des Rektors. Ich benutze dort den Computer, weil ich am Entwurf der Programme und anderen Sachen arbeiten muss. Meine Vorbereitungen für Ruanda gehen immer in Richtung Kauf von Büchern, Videos, Modelle und anderen nützlichen Sachen, die in der Schule gut gebraucht werden könnten. Stück für Stück versuchen wir eine Bibliothek auszubauen, die sowohl für Lehrer als auch für Schüler von Nutzen sein würde. Wir geben uns Mühe die Schülerinnen und Schüler durch ihr Lernen zu motivieren, damit sie ihren Fortschritt im Lernen „provozieren“. So können sie auch anhand von neuen Lehrbüchern in ihrem Kurs motiviert werden und kopieren nicht nur das, was in den alten Büchern steht. In afrikanischen Schulen kopiert man stets das, was an der Tafel und in den Büchern steht, somit wird die Kreativität nicht gefördert und sie stribt aus. Ich versuche ihnen zu helfen, wie man seine eigenen Ideen entwirft und eine Möglichkeit erfinden, wie man in einem Dorf ohne Strom auskommt und wie man lokal arbeitet. Der Unterricht fängt immer morgens um 8:30 Uhr an und endet um 16:30 Uhr. Zwischendurch gibt es immer nach jeder Stunde Pause und Wechsel, wenn man in Unterrichtsräumen lehrt. Das wird auf eine sehr merkwürdige art und Weise gemacht, d.h. die Klingel ist sehr merkwürdig. Der Wachmann, ein älterer Mann, der auch der Glöckner ist, hat unfassbare Nerven; er vergeudet den ganzen Tag, indem er ständig und ununterbruchen auf die Uhr starrt. Wenn die Zeit zum Läuten gekommen ist, dann macht er sich entweder langsam oder etwas schneller auf den Weg, je nachdem wie er denkt, dass er Zeit braucht für die ca. 20 Meter, die er braucht, um zur Autofelge zu kommen, die die Glocke sein soll, nimmt den Stein, der neben der Felge steht und schlägt dann mit diesem auf die Felge ein. Jedes Mal, wenn er das macht, erschecke ich mich beinahe zu Tode und danach geht er wieder gemütlich auf seinen Platz zurück. Während ich meine Zeit in Kivumu verbringe, hatte ich bis jetzt immer das Glück bei den Pfarrern im Kloster zu wohnen. Ich fühlte mich dort wie zuhause. Ein wirklich schönes Gefühl, wenn man aus seiner Heimat um den halben Globus in ein fremdes Land reist und sich dort willkommen und wie zuhause fühlt. Ich habe die Spezialitäten von Oswaldi sehr genossen, die er zubereitete, einem der besten Köche, die ich auf meinen Reisen je gesehen habe. Er ist in der Lage ein Fünf-Sterne-Essen aus dem „Nichts“ zuzubereiten und alles schmeckt sehr köstlich. Ich habe den Eindruck, dass ich mehr bekommen als ich gegeben hatte. Ich bin sehr glücklich, dass ich die Chance hatte an der Entwicklung der Schule mithelfen zu können. Genauso glücklich bin ich, dass die Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer mir für meine Unterstützung zutiefst dankbar sind. Es ist sehr wichtig, dass sie die Schule als ihr „Eigentum“ betrachten. Nur auf diese Weise kann die Schule Fortschritte machen und sich weiterentwickeln. Jetzt denke ich über die Zeit nach, die ich in Uganda und Ruanda verbracht hatte. Eines der größten Geschenke, die ich in Afrika bekommen habe, ist „mein Töchterlein“ Jackline. Ganz am Ende im Mai 2006 bekam sie die Erlaubnis mit mir gemeinsam nach Kanada zu reisen und dort mit mir zu leben. Sie ist das Glück in meinem Leben und sie wird von jedem gemocht, der sie kennengelernt hat. Ich sehe nun, wieviel Glück ich in meinem Leben hatte; eine glückliche Familie, gute Freunde und der Chance auf Bildung. Ich vergleiche dies mit dem, was ich in Afrika gesehen habe. Trotz aller Beschwerden, der Armut und dem Leid, die Mehrheit der Ruander ertragen müssen, so gibt es eine Hoffnung auf ein besseres Mogen. Und das ist das wichtigste im Leben. Egal in welchen Problemen man gerade steckt, glaube ich, dass es immer eine Hoffnung auf etwas Besseres gibt. |