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Eine Ausbildung kann Berge versetzen!
Mittwoch, 19. Oktober 2011 Geschrieben von fra Ivica Perić

Brigite MuzigabakaziNebst der Berufsschule "Zentrum Pater Vjeko", wo wir schon seit Jahren jungen Leuten aus unserer Gemeinde zahlreiche Ausbildungsmöglichkeiten bieten, hat sich unsere Mission im ruandischen Dorf namens Kivumu ein neues, großes Ziel vor die augen gesetzt - dem Bau einer Mittelschule im Sinne eines Gymnasiums.

Für ruandische Verhältnisse ist dieser Plan eine ganz schön große Hausnummer. Den ausgearbeiteten Projekten zufolge handelt es sich hierbei um ein Bauobjekt, das sogar Platz für bis zu 900 Schülern bieten könnte.

Das wird eine riesige Sache für die jungen Leute aus unserem Dorf, weil nämlich gerade eine Ausbildung die einzige potentielle Fahrkarte aus Armutsverhältnissen ist. In der Grundschule der Gemeinde Kivumu machen jedes Jahr ca. 600 Schüler ihren Abschluss.

99 Prozent dieser Absolventen können ihre Ausbildung nicht fortsetzen, weil sich die Kosten für ein Schuljahr in einer Mittelschule auf 300 € betragen, was für diese Kinder völlig unvorstellbar und nicht realisierbar ist. Nachdem sie also sechs Schuljahre abgeschlossen haben, so lange dauert nämlich in Ruanda die Ausbildung in der Grundschule, haben die meisten Kinder hier keinerlei Möglichkeiten ihren Wissenshorizont zu erweitern, voranzukommen und Schritt zu halten mit der Jugend weltweit. Und was geschieht dann? Unglücklicherweise landen viele auf der anderen Seite der Moral und des Gesetzes. Sie geben sich der Kriminalität und der Prostitution her. Das ist ein Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gibt...

Unsere Berufsschule, in der wir unsere jungen Schüler zu Schneidern, Tischlern, Maurern, Elektrikern, Wasserinstallateuren und Schweißern ausbilden, hat uns gezeigt, dass die Kinder immer etwas Neues erlernen möchten. Man muss ihnen nur die Möglichkeit dazu geben. Es gibt so viele glänzende Beispiele unter unseren einstigen Schülern. Die Tatsache, dass mehr als 90 Prozent aller Absolventen unserer Berufsschule einen Arbeitsplatz findet, macht uns sehr glücklich und stolz. Das ermutigt uns und gibt uns Hoffnung, ein ebenso gutes Resultat mit einem klassichen Gymnasium erzielen werden.

Unter unseren einstigen Schülern waren auch Brigite Muzigabakazi und Anathali Dusabeyezu. Beide sind heutzutage Lehrerinnen, kontinuierlich berufstätig und für ruandische Verhältnisse - gut situiert.

Brigite stammte hier aus unserem schönen dorf Kivumu, geboren im Jahre 1988 in einer großen Familie. Sie wuchs mit ihren fünf Geschwistern in einem kleinen Haus auf, das nicht weit von unserer Dorfkirche entfernt ist. Ihre Mutter war Alleinezieherin, weil der Vater starb als die Kinder noch klein waren.

Bei uns bildete sie sich zur Schneiderin aus. Sie war eine vortreffliche Schülerin. Immer und immer wieder sagte sie uns, wie sehr sie dankbar für die Chance ist, die ihr gegeben wurde. Für sie war irgendeine Weiterbildung stets ein unerreichbarer Traum. So dachte sie zumindest. Wir nahmen sie in unsere Berufsschule auf. Unmittelbar nachdem sie ihre Ausbildung im Jahre 2005 abgeschlossen hatte, haben wir ihr einen Arbeitsplatz im Produktionsbereich unserer Schule angeboten. Sie fertigte verschiedenste Bekleidungsgegenstände, die wir weiterverkauft haben, um somit die Kosten für neue Materiale zu decken, die für den praktischen Unterricht notwendig sind.

Als dann in der benachbarten Gemeinde eine Stelle bei Nonnen frei wurde für den Posten als Schneiderlehrerin, haben wir sofort Brigite vorgeschlagen. Sie wurde sofort übernommen und arbeitet seit 2008 in der Schule bei Nonnen. Dort arbeiten drei weitere Lehrerinnen, aber Brigite bildete sich stets fort und hat sich dermaßen gut dort zurechtgefunden, dass sie inzwischen für die komplette schule verantwortlich ist. Heute leite sie die Schule mit rund 45 Schülern, sowie deren Produktionsabteilung.

Oft besuchen wir sie, um zu sehen, ob es ihr gut geht und beruflich vorankommt. Wir sind darüber überglücklich, genauso wie unsere Brigite. Sie sagt, dass sich ihr Leben von Grund auf verändert hat. Im positiven Sinne, selbstverständlich. Nun kümmert sie sich um ihre Mutter und ihre Geschwister. Sie renovierte sogar das komplette Haus ihrer Familie - sie erneuerte das Dach, fügte neue Fenster und Türen hinzu und legte neue Böden im Haus an.

Vor ein paar Tagen waren wir sie besuchen und sie freute sich so sehr darüber, dass sie sagte, dass sie sich wie ein Mitglied unserer Familie fühlt, weil wir sie nicht vergessen haben und uns weiterhin um ihren Fortschritt sorgen.

Anathali's Familiengeschichte ist sogar noch beschwerlicher. Ihre Mutter hatte niemals geheiratet. Anathali hat drei Brüder. Niemand von ihnen kennt seinen Vater oder weiß, wer er ist. Sie wuchsen gemeinsam in unserer Gemeinde auf, in einem Dorf namens Mphusi, das etwa sechs Kilometer von Kivumu entfernt ist. Nach dem Grundschulabschluss stand eine problematische Möglichkeit vor Anathali. In solchen Familien ist es nicht ungewöhnlich, wenn die Mädchen anderen Familien als zukünftige Ehefrauen "verkauft" werden oder ganz einfach in den schrecklichen Sumpf der Prostitution geworfen werden.

Schließlich jedoch hatte es das kleine, raffinierte Mädchen zu unserer Schule geschafft. Sie kam zu uns und sagte, sie wolle lernen, sie dürstete nach Wissen. Eines Tages möchte sie einen ehrlichen Beruf haben, der ihr einen anständigen Lebensstandart bietet. Wir nahmen sie mit offenen Armen auf und sehr bald entpuppte sie sich bereits als eine der besseren Schülerinnen.

Sie schließte ebenfalls die Ausbildung in der Schneiderabteilung ab. Nach dem Abschluss bei uns im Jahre 2007 ging sie zu Nonnen im Ort namens Masaki, das bei der Hauptstadt Kigali gelegen ist, um dort in ihrer Schule zu arbeiten. Im Jahre 2010 erhielt sie sehr zu unserer Freude einen Arbeitsplatz in einer staatlichen Schule, in der sie die Leiterin der Schneiderabteilung wurde. Sie trägt auch die Verantwortung für das Wohnheim, das der Schule angehört.

Heute ist Anathali eine junge, zufriedene Frau. Von ihrem Arbeitslohn unterstützt sie ihre Mutter und ihren jüngsten Bruder. Ihr Leben geht nun in eine viel positivere Richtung. Wenn ich daran denke, wie es auch hätte enden können...

Da haben Sie es! Diese lebenden Beispiele sind die Antwort auf die Frage, warum wir so darauf beharren, eine Mittelschule zu gründen. Denn eine Ausbildung kann Berge versetzen! Und genau deshalb muss man den jungen Leuten die chance dazu bieten...

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