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Donnerstag21November2024
Pater Vjeko Ćurić, Pfarrer und Priester
Geschrieben von fra Ivica Perić

fra VjekoIm August des Jahres 2002 wurde ein Buch unter dem Titel „Ein Verdienst für die Tapferkeit“ von der Gemeinschafft namens Afrikas Rechte veröffentlicht, das 19 tapfere Persönlichkeiten beschreibt, die unermessliche Qualen über sich ergehen ließen, damit umso mehr Menschen während der Zeit des Genozides in Ruanda gerettet werden konnten. Das Massaker dauerte nur drei Monate an und man geht davon aus, dass ca. 800.000 bis 1.000.000 Männer, Frauen und Kinder ermordet worden sind. Im Buch selbst kommen hauptsächlich Zeugenaussagen von Menschen vor, die Pater Vjeko Curic persönlich gekannt haben. Das Buch wurde in einem sehr einfachen Stil und einer leicht verständlichen Sprache verfasst.

Kurze Zitate von Zeugen und Personen, die Pater Vjeko persönlich kannten:

„Vjeko war ein wirklich sehr hochherziger Mensch. Das war auch der Grund, weshalb jeder aus den umliegenden Orten in seine Gemeinde geflohen ist, als das Massaker begann. Regelmäßig stattete er den Flüchtlingen in  Kabgayu ( Sitz des Bistums ) ab und tröstete sie im Hinblick auf die Konfrontation mit dem Tode. Er ist nicht geflüchtet, so wie all die anderen Ausländer. Er blieb seinen Leuten in der Gemeinde treu. In großen Abfalltüten versteckte er viele Menschen und schickte sie nach Burundi. Er war wie ein Familienangehöriger. Wir werden ihm immer zutiefst dankbar bleiben und beten immerzu für ihn. Wir würden gerne sehen, dass das Parlament das Ermittlungsverfahren über seinen Mordfall weiter fortsetzt, der für uns ein schwerer Rückschlag war und bis heute immer noch ist.“

Als das Massaker in Kivumu anfing, suchte das Volk nach Hilfe von Vjeko. Dieser Priester, ein Ausländer, lebte in diesem Ort mehr als zehn Jahre lang und arbeitete all diese Jahre nur für die Weiterentwicklung dieses Ortes. Seine Gemeindeangehörigen liebten ihn wirklich sehr. Sein Entschluss, während des Massakers trotzdem hier in Ruanda zu bleiben, gab ihm den Schlüssel zum Herzen dieser Gemeinde und dieses Staates. Während die anderen Ausländer evakuiert wurden, stand Pater Vjeko an der Seite der Menschen von Kivumu in den schwersten und schlimmsten Momenten in ihrem Leben. Er tat alles Mögliche, um sie mit Nahrung und Medikamenten zu versorgen, half ihnen zu fliehen und bewahrte sie vor dem sicheren Tod.

Pater Vjeko verurteilte stets die Gewalt und predigte immer über den Freiden und die Einheit während des Massakers. Das war auch der Grund, warum er mehrmals Todesdrohungen von der Organisation Interahamwe ( Schlachter ) erhielt. Nachdem der Krieg vorüber war, half er dem Wiederaufbau und Renovieren der Häuser Volksstämme Tutsi, sowie Hutu ( die sich gegenseitig im Krieg gegenüberstanden ). Diese Häuser existieren immer noch hier in Ruanda, aber unglücklicherweise weilt jener Priester nicht mehr unter den Lebenden. Er wurde von Unbekannten am 31. Januar 1998 in Kigali ermordet. Das Volk Kivumus und Ruandas fühlt sich sehr traurig und unglücklich aufgrund seines Verlustes. Er war ein hochherziger und gefühlsvoller Mensch. Ein Mensch, der die Herzen und das Leben der anderen um sich herum berührte und ihnen Menschlichkeit schenkte.

Ein Willkommensgruß für Flüchtlinge

Claver Ndahayo, der Sekretär der Gemeinde, lernte Pater Vjeko im Jahre 1983 kennen, als dieser den Bau der Gemeindekirche bewachte. Vom ersten Augenblick an, so sagt er, unterstützte Pater Vjeko stets die Armen. Er half den Armen, damit sie mit ihrer Armut eine Gemeinschaft eröffnen und auf diese Weise sich selbst helfen. „Er hatte auch arme Menschen, die mit ihm im Kloster gelebt hatten. Vjeko gründete eine Schule und eine große Ambulanz in unserer Gemeinde. Er half beiden Volksstämmen: den Hutu und den Tutsi.“

Als das Masseker begann, war Claver über den Standpunkt von Pater Vjeko nicht allzu überrascht. „Er ist nicht geflohen, wie all die anderen ausländer. Er blieb mit seinen Gemeindeangehörigen. Als die Flüchtlinge aus Kigali nach Kivumu ankamen, bezahlte Pater Vjeko die Gemeindeangörige, damit sie Essen für sie zubereiten. Er war der einzige, der sich der Unterstützung dieser Flüchtlinge bis zum bitteren Ende vollkommen hingab.“

Oswald Ngendahimana war als Koch ( und ist es heute auch ) in der Gemeinde tätig und gilt als einer der Zeuge von Pater Vjeko’s Bemühungen jenen zu helfen, deren Leben im Jahre 1994 in Gefahr stand. Ab dem 12. April kam eine große Anzahl an Flüchtlingen zur Gemeinde. „Die Mehrheit der Flüchtlinge kam aus kigali und den umliegenden Orten. Auf dem Weg nach Kabgayi machten sie in Kivumu Halt. Vjeko nahm sie alle auf und brachte sie in der Gemeinde und der Grundschule unter. Einige Familien wohnten im Kloster. Vjeko übergab mir die Verantwortung für ihre Bedürfnisse. Eine von diesen Familien war auch die ganze Familie von Luise Kayibanda, die für das Radio Ruanda gearbeitet hatte, sowie Nsinga, Aimable Gatete und Emmanuel, der für SORAS ( eine Versicherungsfirma ) arbeitete, mit deren Familien.“

Die anderen Priester haben Ruanda verlassen und sind nach Burundi geflohen. Das Kloster war mit Flüchtlingen überfüllt. Indem sie sah, was geschah und die Gefahr spürte, verließ Esperance Mujawamariya ihr Haus und schließt sich den Flüchtlingen in der Gemeinde an. „Das Massaker hat nicht unmittelbar nach dem Tod von Habyarimanina ( dem Präsidenten Ruandas ) angefangen. Zuerst fing alles in Kigali an und breitete sich dann in den umliegenden Ortschaften aus; Runda und Taba. Langsam stiegen auch die Spannungen hier in Kivumu an. Es entwickelte sich eine Art Zweifel an beiden Seiten und so teilte sich das Volk in kleinere Gruppen auf. Das machte uns sehr große Angst und diese trieb uns an bei Pater Vjeko nach Schutz zu suchen. Er nahm uns mit offenen Armen und seiner Seele auf und die Mehrheit von uns war an seinen sozialen Projekten in der Gemeinde beteiligt. Er fand Personen, die für uns Essen gekocht haben. Wir waren ungefähr 150 Menschen und es mangelte uns an nichts.“

Eulade Mugwiza stammt aus Kivumu und kannte Pater Vjeko von Anfang an, von seiner Ankunft in Ruanda. Wie auch viele Menschen hob er besonders hervor, wie Pater Vjeko alles Erdenkliche für die Entwicklung dieser Gegend getan hatte, inklusive der großen Ambulanz. Laut ihm kommt die Mehrheit der Flüchtlinge aus der Umgebung von Kigali, wo das Massaker am intensivsten war. Die meisten von ihnen waren gekommen, weil sie von Pater Vjeko’s Barmherzigkeit hörten. „Sie fragten uns nach dem Weg nach Kivumu, weil sie mitbekommen hatten, dass Pater Vjeko Leute nach Kabgayi evakuieren lässt. Sie hatten fürchterliche Angst vor den Barrikaden zwischen Kivumu und Kabgayi und Vjeko hatte keinerlei Schwierigkeiten durch die Barrikaden zu gelangen.“

Im Höhepunkt des Massakers hielt Vjeko regelmäßig Messen und appellierte immer an die Leute, niemals Gewalt anzuwenden. Eulade bezeugt, dass er die Interahamwe verurteile und die Menschen gebeten hatte, Frieden zu stiften. Er war immer der Verteidiger der Flüchtlinge und er erzählt von Pater Vjeko’s Strategie, wie er es schaffte die Interahamwe auf Abstand zu halten. Von Zeit zu Zeit kamen die Interahamwe und attackierten Vjeko. Aber diese waren nur auf das Geld aus. Immer wenn sie kamen, schoss Pater Vjeko in die Luft und sie würden fliehen. Eines Tages rief er um Hilfe. Als er sah, dass niemand kam, ging er ein Stockwerk höher und feuerte einen Schuss aus einem Gewehr, sodass alle in die Flucht geschlagen wurden.

Eugenie Mafure spricht über den warmen Willkommensgruß von Pater Vjeko, als sie nach Kivumu aus der Umgebung von Kigali gekommen waren. Sie geht davon aus, dass dort etwa an die 100 Tutsi waren. Sie blieben in der Gemeinde und sagten: Vjeko ernährte uns und gab und das Nötigste.

Jean Kanani, ein 80-jähriger Mann, der Schwiegervater von Esperance, lobt Pater Vjeko und all seine möglichen Versuche alle Personen, die während des Massakers in Gefahr waren, zu retten. Jean verbrachte die Nacht im Gebüsch als das Massaker an den Personen, die sich in der Schule befanden, anfing. Am nächsten Morgen ging er in die Gemeinde. „Am Abend kam ich zu Pater Vjeko und dort fand ich meinen Sohn Joseph mit seiner Frau Esperance. Nach dem Willkommensgruß sagte er: Macht euch bereit euch selbst zu verteidigen, ich muss diese Verwundeten nach Kabgay fahren.“

Marguerite Mekangagi, die Tochter von Jean. Sie kam zur Gemeinde, um sich ihren restlichen Familienangehörigen anzuschließen, als die Interahamwe begonnen haben die Tutsi in ihrem Ort zu verfolgen. Sie entschloss sich ihr Haus am 23. April gegen drei Uhr nachmittags zu verlassen, als die Interahamwe in ihr Haus eingedrungen waren und ihren Bruder Innocent Nizeyimana ermordeten. Sie überlebte die Verfolgung und die Verurteilung der Tutsi im Jahre 1973 und wusste genau, dass dies die „Realität des Massakers“ war. In dieser Nacht hatte sie sich bei einem Nachbarn, der selbst ein Hutu war, im Haus und am nächsten Tag musste sie Versteck in den Gebüschen mit ihren Kindern suchen. Die Interahamwe haben sie gefunden und beinahe „zu Tode verprügelt“. Einer von ihnen hatte sie wiedererkannt und hatte es geschafft, die anderen davon zu überreden, sie in Ruhe zu lassen. Auf diese Weise musste die ganze Familie zu Fuß nach Kivumu kommen. „Die Kinder haben Vjeko begrüßt und ihm erzählt, wie uns die Interahamwe verprügelt haben. Vjeko hat uns mit reingenommen und gab uns zu essen.“

Auf der Suche nach Ãœberlebenden

Mit einigen Ausnahmen, wie beispielsweise dem Dorf Runda, hatte der Massenmord an den Tutsi nicht in der Kommune Gitarama bis zum 18. April ( das Massaker hat am 7. April angefangen ), als der Vorsitzende der Kommune ein Treffen mit allen Vorsitzenden der einzelnen Dörfer vereinbarte und ihnen befahl das Massaker zu beginnen, so wie in den anderen Kommunen Ruandas. In einigen Teilen der Kommune haben die Massaker abends am 18. April angefangen, in anderen Teilen haben die Massaker erst im Morgengrauen des 19. Aril begonnen. In Kivumu verbreitete sich schnell das Gerücht herum, dass die Interahamwe demnächst die Gemeinde attackieren werden. Pater Vjeko entschied die Flüchtlinge in die Grundschule in Musengo zu verlagern. Ebenso hat er Esperance, ihren Ehemann und ihre Kinder in die Schule gebracht. Aber sie hatten zu große Angst, dass die Schule auch eine Zielscheibe der Mörder sein könnte und hielten sich deswegen in den Gebüschen versteckt.

Ihr Instinkt hatte sie nicht getäuscht: die Flüchtlinge, die in der Schule Versteck suchten, waren alle bis zum nöchsten Morgen tot. „Aus den Gebüschen, in denen wir uns versteckt hielten, sahen wir mit an, wie unsere Brüder und Schwestern am Mittag des 19. April von den Interahamwe ermordet wurden.“ Eugenie bezeugt die Bemühungen von Pater Vjeko um diese armen Schlucker. „Die toten Leichen brachte Pater Vjeko nach Kabgay, damit sie anständig beerdigt wurden und die Verletzten und Überlebenden brachte er ins Krankenhaus in Kabgay.“

 
Pater Vjeko Zentrum

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