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Donnerstag21November2024
Chronologie

Aus dem Buch Hope for Rwanda von Sibomana André, Pluto Press, London, 1999

Von der Eroberung zur sozialen Revolution (1894-1959)

1894
Deutsche Forschungsreisende "entdecken" Ruanda.

1900
Gründung der ersten "Mission der Weißen Väter".

1916
Ruanda wird belgische Kolonie. Belgien überlässt der traditionellen Elite die Herrschaft über das Land.

1922
Die Ligue der Nationen stellt das Königreich Burundi (Rwanda-Burundi) unter belgische Verwaltung.

1931
Der König muss abdanken und wird durch seinen Sohn Rudahigwa ersetzt. Die belgische Verwaltung führt Identitätskarten ein, in denen die ethnische Zugehörigkeit festgehalten wird.

1932
Gründung der Zeitung "Kinyamateka".

1952
Gründung der ersten repräsentativen Versammlung, des Superior Council, der sich hauptsächlich aus bekannten Tutsi zusammensetzt.

1957
Veröffentlichung der "Anmerkungen zum sozialen Aspekt des Rassenproblems in Ruanda", die später unter dem Namen "Manifest der Bahutu" bekannt wird. Darin verurteilen die Hutus das feudale Regime und die Herrschaft der Tutsis.

1957
Zunahme der interethnischen Spannungen. Belgien erkennt bei den Hutus, seinen früheren Verbündeten, den Wunsch nach Unabhängigkeit und wendet sich deshalb mehr den Hutus zu.

1959-1973: Soziale Revolution, Unabhängigkeit und das Kayibanda-Regime.

Die emanzipierte Hutu-Elite übernimmt mit Unterstützung der katholischen Kirche Ruandas die Macht. Die belgische Verwaltung beendet die Unterstützung der Tutsi, von denen viele in Massakern zu Tode kommen. Tausende Tutsi fliehen nach Uganda, Burundi und nach Zaire.

1961
Gründung der Republik Ruanda nach dem Tod des Königs. Gregorz Kayibada wird zum Präsidenten gewählt.

1962
Deklaration der Unabhängigkeit (zeitgleich mit jener in Burundi).

1972
Mehr als 200 000 burundische Hutus, Angehörige der intellektuellen Klasse, werden von der von Tutsis dominierten Armee ermordet. Tausende Hutus fliehen nach Tansania und Ruanda.

1973
Extremistische Hutus in Ruanda drängen das Kayibanda-Regime in eine radikalere Richtung, indem sie mit der durch die Massaker in Burundi ausgelöste Angst vor den Tutsis spielen.

Der erste Abschnitt des Habyarimana-Regimes (1973.- 1990.)

1973
Der Oberbefehlshaber der Armee, Juvenal Habyarimana, übernimmt nach einem Putsch die Macht.

1978
Neue Verfassung, Ein-Parteien-Staat: Mouvement revolutionnaire national pour le developpement (MRND) (Nationale Revolutionsbewegung für Entwicklung).

1979
Bildung der Ruandischen Nationalunion (RANU) in Kenia als Repräsentation der ruandischen Tutsi-Flüchtlinge.

1987
Gründung der Ruandischen Patriotischen Front (RPF) in Uganda. Putsch in Burundi.

1988
Tutsi-Massaker in Burundi. Repressionen der Armee verursachen mehrere zehntausend Tote unter Hutu-Bauern und führen zu einer erneuten Massenauswanderung nach Ruanda.

1990-1994: Der Demokratisierungsprozess des Regimes and die Massaker

1990

September: Besuch von Papst Johannes Paul II. Prozess gegen Journalisten der Zeitung Kinyamateka.

Oktober: Die RPF greift Ruanda von Uganda aus an. Tausende Tutsi and Gegner der Habyarimana-Regimes werden aus Verdacht der Beihilfe festgenommen.

November: Erste Anzeichen des Demokratisierungsprozesses des Regimes (Ansätze von Pressefreiheit, de-facto Gründung von Oppositionsparteien). Habyarimana kündigt an, dass die ethnische Zugehörigkeit in Zukunft nicht mehr in den Identitätskarten festgehalten wird.

1991

Januar bis März: Massaker an Bagogwe (eine Gruppe von Tutsi-Pfarrern).

April: Einführung des Mehrparteiensystems.

1992

März: Gründung der Coalition pour la Defense de la Republique (CDR) (Koalition für die Verteidigung der Republik), einer extremistischen Hutu-Partei. Tutsi-Massaker in der Bugesera-Region.

April: Bildung einer Übergangsregierung unter der Leitung des Oppositionsführers, Dismas Nsengiyaremye.

Mai: RPF-Offensive im Norden des Landes. Mehr als 350 000 Bauern müssen aus der Region fliehen.

Juni: Treffen zwischen der Opposition und RPF-Vertretern in Brüssel mit dem Ziel der Bildung einer einheitlichen Front gegen das Habyarimana-Regime.

Juli: Waffenstillstandsabkommen zwischen Regierung und RPF.

September-Dezember: Extremistische Milizen organisieren sich.

1993

Januar: Unterzeichnung eines Abkommens zur Bildung einer breiten Übergangsregierung. Eine unabhängige internationale Untersuchungskommission prangert schwer wiegende Menschenrechtsverletzungen an.

Februar: Die RPF setzt die Kämpfe im Norden des Landes fort und dringt bis in die Vororte Kigalis vor. Zwischen 800 000 und 1 000 000 Hutu-Bauern müssen fliehen und leben in einem Camp für Vertriebene, wo sie Hunger leiden müssen. Ein Eingriff des französischen Militärs verhindert, dass die RPF-Rebellen die Kontrolle über die Hauptstadt übernehmen zwingt sie zur Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen.

Juni: Bildung einer provisorischen Regierung. Dismas Nsengiyaremye muss fliehen. Agathe Uwilingyimana übernimmt das Amt des Premierministers, in dem sie bis zu ihrer Ermordung am 7. April 1994 bleibt. Allgemeine Wahlen in Burundi: Erstmals in der Geschichte des Landes wird ein Hutu, Melchior Ndadaye, Präsident.

August: Unterzeichnung des Arusha-Friedensabkommens, welches den Kampfhandlungen ein Ende setzt und eine Aufteilung der Macht zwischen MRND, der Opposition, und RPF sicherstellt.

Oktober: Putsch in Burundi. Melchior Ndadaye wird von extremistischen Tutsi-Soldaten ermordet. Tutsi-Massker, Repressionen der Armee und Hutu-Massaker. 700 000 Hutus fliehen nach Ruanda, wodurch die Angst vor den Tutsis unter den Hutu-Bauern wächst.

Dezember: Die französischen Soldaten der Operation Noroit verlassen Ruanda und werden von der UNAMIR (United Nations Assistance Mission for Rwanda) abgelöst.

1994

Januar: Die Umsetzung des Arusha-Abkommens wird blockiert. Die auf einer breiten Basis stehende Ãœbergangsregierung kann nicht eingesetzt werden.

Februar: Ermordung von Felicien Gatabazi, dem Führer der sozialdemokratischen Partei PSD, und Martin Bucyana, dem Führer des CDR.

März: Anzeichen eines Bürgerkriegs in Kigali. Es kommt zu täglichen Zwischenfällen. Listen von Personen, die ermordet werden sollen, werden erstell.

April: Habyarimana reist zu einem Friedensgipfeltreffen nach Dar es Salaam/Tansania. Auf dem Weg dorthin kommt er zusammen mit dem burundischen Präsidenten Cyprian Ntarymira bei einem Flugzeugabsturz ums Leben – eine gezielte Tötung.

7. April: Premierminister Agathe Uwilingiyimana and weitere Minister werden ermordet. Massaker an Tutsis und Hutu-Gegnern beginnen in Kigali und anderen Teilen des Landes.

8. April: Bildung einer provisorischen aus extremistischen Hutus zusammengesetzten Regierung.

9. April: Frankreich und Belgien lassen Truppen einfliegen um europäische Staatsangehörige außer Landes zu bringen.

21. April: Der UN-Sicherheitsrat beschließt den Abzug der UNAMIR.

Mai: Die UN spricht sich für ein Waffenembargo aus. Die Menschenrechtskommission beauftragt ihren Sonderberichterstatter, Rene Degni-Segui, die anhaltenden Massaker zu untersuchen.

16. Juni: Frankreich erwägt eine Militärintervention in Ruanda.

22. Juni: Der Sicherheitsrat genehmigt die Entsendung einer "Humanitarian Force".

23. Juni: Beginn der Operation Turquoise sowie Bildung einer Sicherheitszone im Süden des Landes.

28. Juni: Degni-Segui beschreibt die anhaltenden Massaker als Genozid. Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes schätzt, dass zwischen 500 000 und einer Million Tutsis und Hutu-Gegner während des Völkermordes ermordet wurden.

4. Juli: Die RPF übernimmt die Kontrolle über Kigali.

10. Juli: Bildung einer Regierung der nationalen Einheit.

13.-14. Juli: Aus Angst vor der immer weiter vordringenden RPF fliehen eine Million ruandische Hutus, von denen viele in den Genozid verwickelt waren, in die Region um Goma nach im Osten Zaires. In den folgenden Wochen sterben ungefähr 50 000 von ihnen an Unterernährung und Cholera.

22. August: Ende der Operation Turquoise.

Ruanda seit 1994

September bis Dezember

Der Wiederaufbau Ruandas beginnt. Pasteur Bizimungu wird Präsident und Paul Kagame Vizepräsident sowie Verteidigungsminister. Von den 7,5 Millionen Einwohnern vor dem Krieg wurden während des Genozids ca. eine Million ermordet, zwei Millionen leben danach in Lagern für Vertriebene (hauptsächlich in der früheren Sicherheitszone im Süden des Landes), und zwei Millionen in Flüchtlingslagern in Zaire und Tansania. Knapp 600 000 Tutsi – die nachkommende Generation jener Tutsis, die zwischen 1959 und 1990 aus dem Land vertrieben wurden - kehren nach Ruanda zurück.

 
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